Am Mittwoch begann dann endlich der Ernst des Lebens. Morgens um 5 vor Sechs klingelte mein Wecker. Aufstehen war angesagt. Verschlagen wanderte ich ins Badezimmer und machte mich frisch. Zähneputzen, Waschen eben alles was man nach dem Aufstehen macht. Kurz darauf stand ich in der Küche und machte mir mein erstes Frühstück in der Slowakei. Leider braucht meine Mitbewohner etwas länger im Bad.
Noch ahnte ich nicht wie folgen schwer seine morgendliche Duschorgie auch für mich wird. Doch als ich dann frierend an der Bushalte stelle stand realisierte ich sehr schnell was es für mich bedeutete.
Richtig. Wir verpassten unseren Bus und uns blieb nichts anderes übrig, als ungefähr 2km im Nebel zum Bahnhof zu laufen.
Dort angekommen löste ich mein erstes Ticket.
Letanovce, prosim! Und im Handumdrehen hielt ich eine Fahrkarte in der Hand, welche mich zu meiner zukünftigen Arbeitsstelle bringen wird.
Wenige Minuten später kam der Zug. Es macht keinen schönen Eindruck. Die Wagons waren als und die letzte Innenreinigung war anscheinend auch schon mehrere Monate her. Doch es ist zum Glück nur eine Station und nach einer kurzen Fahrt durch dichten Nebel erreichten wir Letanovce.
Es war ein komisches Gefühl am Bahnhof . Ich hörte lauten Gesang, der von rechts aus zu meinem Ohr durch den Nebel dran. Das sind die Zigeuner dachte ich mir. Und wenige Minuten später sah ich sie vor mir. Menschen, denen man es ansieht, dass sie ohne Wasser, und Elektrizität in kleinen Hütten hausen.
Menschen mit brauen vielsagenden Augen.
Doch ich hatte nicht viel Zeit sie mir genauer anzusehen. Wir waren spät dran und mussten auf dem schnellsten Weg in unsere Schule.
Dort angekommen wurden wir vorgestellt. “Das sind zwei Jungen aus Deutschland die für das nächste Jahr hier arbeiten werden“ So oder so ähnlich müssen die Worte des Direktors gewesen sein. Leider konnte ich sie nicht richtig verstehen. Er hat auf slowakisch mit meinen zukünftigen Kolleginnen gesprochen.
Einen kurzen Moment später kommt eine junge Frau auf uns zu. Sie sieht sehr hübsch auf uns hat eine sehr positive und liebevolle Ausstrahlung. Es ist die Deutschlehrerin an der Schule und damit unsere erste Ansprechperson. Als mir klar wird, dass ich viel Zeit mit dieser jungen Frau, die Zuzanna heißt, verbringen werde freue ich mich.
Kurz darauf lerne ich auch Silvia kennen. Sie ist die Englischlehrerin und damit auch eine Ansprechperson. Mehr Kolleginnen lerne ich jedoch nicht kennen. Die meisten Sprechen keine Fremdsprache und können sich nicht mit uns unterhalten.
Immer wieder kommen jedoch junge Frauen auf uns zu die sich mit einem lächeln und einen freundlichen Handschlag vorstellen. Meine Ängste, nicht herzlich aufgenommen zu werden verfliegen und ich fühle mich sofort wohl.
Kurz darauf geht es in die erste Stunde. Wir gehen mit Zuzanna mit. Unsere Aufgaben kennen wir noch nicht, deswegen laufen die ersten drei Tage so ab, dass wir entweder mit in den Deutsch-, Englisch oder Slowakisch unterricht gehen.
Meine Dritte Stunde ist Englisch in der fünften Klasse und das erste mal fühle ich mich gebraucht. In der Klasse sitzen drei Roma- Kinder. Der Rest ist weiß. Es sind deutlich mehr und ich wundere mich etwas, weil ich anderes erwartet hätte.
Trotzdem spürt man den Unterschied zwischen Roma und nicht Roma. Während die Slowaken ohne Probleme die Zahlen von eins bis zehn auf Englisch aufsagen schauen die Roma- Kinder nur hilflos in die Runde. Sie können die Zahlen nicht und da der Rest der Klasse die Zahlen schon kann bemüht sich die Lehrerin nicht sehr darum sie noch mal für die Romas zu erklären. Ich sehe meine Chance zum ersten mal den direkten Kontakt mit einem Roma zu knüpfen und knie mich vor die zwei Tische. Vorne sitz Terezia und Julia. Hinten sitzt Vladimir, der sich aber selbst Vladi nennt. Ich versuche mit ihnen die Zahlen zu wiederholen und sie ihnen noch mal zu erklären. Meiner Meinung nach saugen sie jedes meiner Worte auf und genießen die Aufmerksamkeit, die ich ihnen schenke.
Auf die Frage „rozumies?“ (verstehst du?) lächeln mich alle drei zufrieden an und nicken zaghaft. Das war der erste Eindruck den ich von den Roma- Kindern an meiner Schule erfahren durfte. Die drei sind mir sofort ans Herz gewachsen. Ich weiß nicht ob das gut oder schlecht ist. Ich freue mich nur auf die nächsten Stunden mit ihnen.
Der erste Tag vergeht schneller als ich denken kann.Und schon finde ich mich wieder im Zug nach Hause.
Sonntag, 20. September 2009
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