Allmählich kommt Routine in meinen Alltag.
Ich stehe früh am Morgen auf, dann fahr ich zusammen mit Sergej zur Schule. Dort angekommen werde ich schon von strahlenden Kinderaugen erwartet.
Ich sitze mit im Englisch- und Deutschunterricht. Es ist spannend zu sehen, wie kleine Kinder eine fremde Sprache lernen.Sie sind mit Begeisterung dabei.
Heute war jedoch eine kleine Premiere. Ich war zum ersten Mal im Schulclub. In Deutschland würden wir es Nachmittagsschule oder Hort nennen. Ungefähr zehn kleine Kinder treffen sich nach dem Unterricht in einem Klassenzimmer und spielen
Heute durfte ich dabei sein.
Mir hat es sehr gefallen, denn ich war das erste Mal im direkten Kontakt mit den Kindern. Ich konnte mit Ihnen sprechen und spielen.
Meine fehlenden Sprachkenntnisse haben das ganze zwar etwas erschwert, zum spielen muss man aber nicht reden.
Von daher hat mir das ganze sehr viel Spaß gemacht.
Im Schulclub sind auch vier kleine Romajungen. Alle vier wollten mir unbedingt ihre Namen beibringen. Slavo, L´ubo, Pet´o und… ach Mist den vierten Namen habe ich vergessen. Ist aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es Spaß gemacht hat mit den kleinen zu spielen, sie zum Lachen zu bringen und ihnen beim lernen der Zahlen zu helfen.
Allerdings war nicht alles positiv an meinem heutigen Schultag.
Ich habe euch letzten bereits davon berichtet, wie ein Romamädchen von einer Lehrerin geschlagen wurde. Leider kann ich nicht sagen, dass das nur eine Ausnahme gewesen ist. Heute habe ich zufällig gesehen, wie die Deutschlehrerin Zuzka auf dem Gang einem Mädchen, welches während der Unterrichtszeit noch draußen auf dem Gang war, mit einem Klaps auf den Hinterkopf in das Klassenzimmer zurückgeschickt hat.
Es war nur ein Klaps, aber das ändert nichts daran, dass es körperliche Gewalt war.
Vielleicht ist es doch der erschreckende Alltag an einer slowakischen Grundschule.
Doch das ist nicht alles, was ich heute zu sehen bekommen habe. Als wir mit den Schulclubkindern zum Essen gegangen sind erlebte ich die bis jetzt härteste Form der Ausgrenzung. Während alle slowakischen Kinder in einen Essensraum abbogen, schickte die Lehrerin, welche den Schulclub am Dienstag leitet, die vier kleinen Romajungs in einen anderen Raum.
Ja, in meiner Schule essen weiße Kinder getrennt von den Zigeunern. Für die Slowaken scheint das Normalität zu sein. Für mich war es grauenvoll.
Ich konnte mein Mittagessen nicht mehr genießen und wusste nicht wohin mit meinen Gedanken.
Es gibt ein Sprichwort „Alle Guten Dinge sind Drei“. Leider muss ich es heute benutzen. Allerdings in negativer Hinsicht.
Im Schulclub erlebte ich nämlich noch eine vorm der Ausgrenzung und Diskriminierung. Ich spiele gerade mit einem kleine Slowaken aus der ersten Klasse Domino. Wir stellten sie hintereinander und ließen sie dann immer wieder umfallen. Das machte echt Spaß.
Nach wenigen Momenten interessierte sich auch ein Roma für unser Spiel. Ich lud ihn ein mitzubauen. Er nahm das Angebot mit einem freudigem Strahlen an und gesellte sich zu uns. Das gefiel dem kleinen Slowaken aber gar nicht.
Er wollte das der Roma verschwindet und das mit allen Mitteln. Anfangs konnte ich mich durchsetzten und wir spielen zu dritt. Natürlich vielen die Steine immer wieder beim Aufbauen um. So ist das eben beim Domino. Man braucht eine ruhige Hand.
Als dem kleinen Roma jedoch ein Stein aus der Hand viel und die gebaute Dominoreihe umwarf, war der Friede zwischen uns drein zerstört.
Sofort rief der kleine Slowake nach der Lehrerin und gab ihr zu verstehen, dass der kleine Roma immer wieder die Steine umschmeißt. Sofort war die Lehrerin bei uns, zog den Roma am Arm weg, ermahnte ihn und verbannte ihn auf eine einzelne Bank.
Ohne auch nur nach zu fragen und die Sicht des Romas abzuwarten hat sie Entschieden, dass der Roma Schuld war.
Allerdings sollte man nicht nur die negativen Dinge in den Vordergrund rücken.Nachdem sich die Situation wieder entspannt hat, spielten alle miteinander Roma und Slowaken. Trotzdem wurde mir klar, dass im Zweifelfall oder im Streitfall immer gegen einen Roma entschieden werden wird.
Das war mein Schultag heute. Eine Achterbahnfahrt zwischen wunderbarer Freude und unheimlichen Entsetzten.
Morgen habe ich frei. Ich muss mich auf die Reise nach Zillina vorbereiten. Dort erwartet mich ein EVS- Seminar und ich habe die Möglichkeit andere Freiwillige kennen zulernen.
Ich freu mich riesig drauf und werde euch wieder berichten.
Ich hab euch alle ganz doll lieb und drück euch.euer Mirco