Sonntag, 7. März 2010

Wochenende in Letanovce

Wie ich euch schon erzählt habe, waren wir über das Wochenende in Letanovce. Eigentlich hatte ich viel vor aber gekommen bin ich zu nichts.
Gestern haben wir mal fünfe gerade sein lassen und das Leben genossen.
Nach einem anstrengenden Einkauf hab ich für meine lieben Mitbewohner Brote gemacht und dann haben wir mit Pia etwas gefeiert.
Irgendwie enden unsere Zweimann Partys immer damit, dass wir uns verkleiden und zu Zigeunermusik tanzen.

So auch gestern haben.Wir hatten jede Menge Spaß und ich zeig euch auch ein paar Bilder davon.




Allerdings haben wir nicht so lange gefeiert, weil wir am Sonntag in die Kirche gehen wollen.
Jedoch in eine besondere Kirche. Wir hatten gehört, dass es in Spisska Nova Ves einen Gottesdienst gibt, der von den Zigeunern bevorzug wird, weil er sehr spirituell und lebendig ist.
Das wollten Pia und ich unbedingt auch mal erleben und haben es nach mehreren Versuchen endlich geschafft und das Spektakel anzusehen.

Ich war aufgeregt und voller Erwartungen. Auf dem Weg zum Kulturhaus warnte uns unsere Begeleitung (eine Mutter von einem meiner Schüler) vor, dass wir uns nicht erschrecken sollen, wenn Leute schreien oder weinen.
Das sei vollkommen normal, sie spüren dann den heiligen Geist und geben sich ihren Empfindungen hin.

Im Saal angekommen erinnerte mich der erste Teil des Gottesdienstes an ein Konzert.
Auf der Bühne stand ein Chor, der gesungen hat.
Es war eine schöne und etwas magische Stimmung im Raum.
Danach kam ein Mann auf die Bühne der damit begann Bibelstellen vorzulesen und zu erklären.
Ich habe kaum etwas verstanden aber er machte auf mich einen unsympathischen Eindruck. Nach etwa einer Stunde wurde er immer lauter und energischer und stachelte die Menge förmlich an.
Viele Frauen fingen an zu schreien und zu weinen und ich hatte schon etwas Angst.
Einerseits weil ich nicht verstand, was der „Pfarrer“ sagte, andererseits, weil mich die Reaktionen der anderen Menschen erschreckten.

Das ganze endetet in einem großen Tumult, viele stürmten nach vorne an die Bühne und begannen ihre Arme gen Himmel zu strecken.

Nach etwa zwei Stunden war das ganze Spektakel vorbei und ich war froh, als ich den Raum wieder verlassen konnte. Wir wissen nicht genau was es war, aber es war definitiv kein gewöhnlicher Gottesdienst und das ganze hatte auch nichts mit der evangelischen oder katholischen Kirche zu tun.

Im Nachhinein erfuhren wir, dass es irgendeine christliche Randgruppe ist, aber genaues wissen wir auch nicht.

Während der Fahrt nach Hause hatten wir die Möglichkeit uns mit vielen Zigeunern aus Letanovce zu unterhalten. Ich lernte viele Eltern meiner Schulkinder kennen und dass ließ mich das ungute Gefühl, was ich während des Veranstaltung hatte vergessen.
Alles in allem war es ein gutes Wochenende. Ich habe wieder einen tieferen Einblick in das Leben der Menschen hier bekommen. Ich hatte die Gelegenheit etwas von der anderen Seite zu hören.
Bis jetzt habe ich nur mit Slowaken über die Probleme gesprochen.
Heute konnte ich auch mit den Zigeunern darüber sprechen.
Und es war ganz interessant, weil eigentlich beide Seiten die gleichen Probleme haben.
Auch die Zigeuner sind unzufrieden, weil das Geld vorne und hinten nicht reicht, auch sie wollen gerne Arbeit haben und auch sie wissen keine Lösung.

Es macht mich schon manchmal ein bisschen depressiv, dass zu sehen. Alle sind mit der Situation unzufrieden, aber niemand weiß einen Weg, wie man Lösungen finden könnte.

Nun gut. Das soll es erst mal gewesen sein.

Ich wünsche euch einen guten Wochenstart und ich lass schon bald wieder von mir hören.
Versprochen.=)

Mirco

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