Montag, 15. März 2010

Halbjahresbericht...

Ich musste an meine Organisation in Deutschland einen Halbjahresbericht schreiben und diesen will ich euch nicht vorenthalten.

Es ist Halbzeit
Ich sitze gerade auf meinem Bett und denke darüber nach, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Seid fast sechs Monaten bin ich nun in der Slowakei und ich kann sagen, dass ich mich unglaublich auf die nächsten Fünf freue.

Während den ersten Wochen in meiner Einsatzstelle war ich etwas skeptisch, ob es wirklich so schön wird, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich hatte kaum etwas zu tun, weil die Schule in der ich elf Monate meine Zeit verbringen werde, zum ersten Mal Freiwillige aufgenommen hatte und selbst erst einmal schauen musste wie das ganze läuft. Dazu lief es auch in meiner Wohngemeinschaft nicht so besonders.

Diese Skepsis verflog jedoch sehr schnell, da ich begann mir eigene Aufgaben zu suchen. Schnell fand ich Lehrerinnen, die mich gerne mit in ihren Unterricht genommen haben.
Wenn ich jetzt über meine Arbeit sprechen soll, fallen mir eigentlich nur schöne Sachen ein.
Ein typischer Tag sieht für mich so aus, dass ich gegen 7:30Uhr unsere Wohnung verlasse.
Zehn Minuten Fußweg habe ich vor mir. Meistens finde ich schnell Weggefährten, denn die Kinder lieben es mit mir zu Schule zu laufen.
Am Vormittag besteht meine Hauptaufgabe, den Lehrerinnen der 2A und 2B bei ihrem Unterricht zu helfen.
Gerade lernen die kleinen das Schreiben und Rechnen bis 20. Es macht mir riesigen Spaß mit den Kinder zu zählen oder zu kontrollieren, ob sie auch richtig von der Tafel abschreiben. Ab und an habe ich einen Teil der Klasse für mich alleine. Einige der Schüler tun sich etwas schwerer beim lernen. Deshalb wird die Klasse manchmal geteilt und während ich mit den Kindern, die das Thema schon verstanden haben das ganze übe, hat die Lehrerin genug Zeit um es den Anderen noch einmal zu erklären.
In beiden Klassen sitzen nur Roma und es tut ihnen spürbar gut wenn man ihnen etwas Aufmerksamkeit schenkt. Dies ist auch eine meiner Aufgaben während des Unterrichts und vor allem während der Pausen.
Es ist auch die Aufgabe, die mir am meisten Spaß macht, denn seinen Lohn bekommt man sofort in Form eines Lächelns oder einer liebevollen Umarmung.
Ich bin jeden Tag aufs neue beeindruckt, wie viel Energie und Lebensfreude diese Kinder haben. Sie kommen teilweise aus slumartigen Siedlungen ohne Strom und Wasseranschluss und trotzdem schenken sie mir jeden Tag das Gefühl willkommen zu sein und von ihnen in ihrer Mitte aufgenommen zu sein.
Jedes Mal, wenn ich in die leuchtenden Augen schaue, weiß ich warum ich in der Slowakei bin.

Zu meinen weiteren Aufgaben gehört auch der Deutschunterricht an der Schule. Die Deutschlehrerin ist gleichzeitig meine Mentorin, und ich hätte mir nichts besseres vorstellen können. Die Zusammenarbeit macht sehr viel Spaß und auch nach der Arbeit gibt sie sich sehr große Mühe mich in das slowakische Dorfleben zu integrieren. So durfte ich auch das Weihnachtsfest zusammen mit ihrer Familie feiern und noch mehr Einblicke bekommen.

Nachmittags bin gehe ich dann in den Schulclub, wo auch schon wieder leuchtende Kinderaugen auf mich warten. Sobald ich den Raum betrete kommen etwa 8 kleine freudig meinen Namen rufende Kinder auf mich zu gerannt und das erste was ich bekomme sind erst einmal jede Menge Umarmungen.
Jetzt ist die Spiel- und Bastelzeit angesagt. Oft hat die Lehrerin mit der ich zusammen im Schulclub bin Ideen die Kinder zu beschäftigen. Ich kann mich allerdings auch selbst austesten und eigene Sachen einbringen.
Mittlerweile bin ich mit den meisten Lehrerinnen ein eingespieltest Team und es macht unbeschreiblich viel Spaß mit ihnen zusammen zu arbeiten.

Dies war am Anfang noch etwas problematisch. Ich arbeite in einem kleinen slowakischen Dorf in der Nähe der Hohen Tatra. An meiner Schule gibt es nur meine Mentorin, die Deutsch spricht und eine Englischlehrerin, mit der ich mich auf Englisch unterhalten konnte. Der Rest meiner Kolleginnen spricht nur slowakisch und es war schon schwer, wenn man nicht wirklich miteinander sprechen kann. Nach meinem Sprachkurs und vielen Abenden die ich mit dem Lehren der slowakischen Sprache verbracht habe geht es schon etwas besser. Zu mindestens kann ich mich grob mit den anderen Lehrerinnen verständigen und das macht das Ganze schon sehr viel einfacher. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Slowaken wirklich verständnisvoll damit umgehen, wenn Ausländer ihre Sprache nicht beherrschen. Sie sind sehr geduldig mit mir und echte Meister im motivieren.

Generell haben die Slowaken mit ihrer unendlichen Freundlichkeit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft mein Herz gewonnen. Besonderes auf dem Land merkt man, dass die Menschen sehr darum bemüht sind den Neuling in ihr Dorfleben einzugliedern. Man muss nur offen für die Menschen sein und sich darauf einlassen.
Auch das Land an sich ist wunderschön. Die Slowakei ist zwar klein aber fein. Wie bereits gesagt wohne in der Nähe der Hohen Tatra. Es ist schon schön, wenn man auf dem Weg zur Schule die Gipfel eines Hochgebirges im Licht der aufgehenden Sonne betrachten kann.

Ich bin mittlerweile in der Slowakei angekommen und ich habe jetzt schon etwas Angst vor dem Tag an dem ich mich wieder von all den wunderbaren Menschen, die ich hier kennen lernen durfte verabschieden muss. Dabei spreche ich aber nicht nur von den Menschen aus meiner Einsatzstelle oder meinem Dorf, sondern auch von den anderen Freiwilligen.
Wir sind in der Slowakei zu einer Großen Familie zusammen gewachsen. Einige von meinen neuen Brüdern und Schwestern kannte ich schon bevor ich in die Slowakei gegangen bin, andere lernte ich erst auf den EVS- Seminaren kennen.
So ein Jahr ist nicht nur gut um in seiner Einsatzstelle der Engel für einige Kinder zu sein, sondern auch um Freunde in ganz Europa zu finden.
Ich hatte kaum Heimweh, was auch daran lag, dass ich größtenteils so herzlich aufgenommen wurde und fast keine Zeit hatte um viel an zu Hause zu denken.


Bis jetzt gab es keinen Tag an dem ich es wirklich bereut habe diesen Schritt gegangen zu sein. Ich bin unendlich dankbar, diese Erfahrung machen zu können und es fühlt sich wirklich gut an. Ich freu mich sehr auf die nächsten fünf Monate, denn ich habe noch viel vor. Ich will meine Slowakei noch besser kennen lernen, mich noch etwas intensiver um die Sprache kümmern und ganz viele kleine Kinder zum lächeln bringen.
Denn das war eigentlich der Grund warum ich so ein Jahr machen wollte. Menschen, denen es nicht wirklich gut geht, etwas Licht in ihren Alltag bringen. Ich will nicht eingebildet klingen, aber ich habe das Gefühl diese Aufgabe erledige ich ganz gut.

Mirco Haase


Liebste Grüße

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