Sonntag, 24. Januar 2010

Oradea.. Es war schön.

Ein Haase geht auf Reise. Unter dieses Motto habe ich mein Jahr in der Slowakei gestellt.
Im Januar war es dann auch so weit, dass ein Haase auch ganz alleine auf Reise geht.

Pia war noch in Deutschland und Sergej hatte nach dem Trip nach Ungarn genug vom Reisen. Ich wollte allerdings unbedingt nach Rumänien, genauer gesagt, nach Oradea.
Dort wohnen und arbeiten nämlich zwei deutsche Freiwillige, Nikola und Steffi.
Steffi ist mir auf unseren Seminaren in Deutschland sehr ans Herz gewachsen, da ich mich wirklich gut mit ihr verstanden habe. Deswegen war es mir auch wichtig sie zu sehen.

So machte ich mich am 6. Januar auf die weite Reise. Ich musste vier Stunden in Spisska Nova Ves am Bahnhof warten, weil dort mein Zug um 3Uhr losfuhr, der Zug nach Spisska aber schon um 23Uhr gefahren ist.
So hatte ich jede Menge Zeit um zu lesen und mir ein Bild davon zu machen, wie die Obdachlosen von Spisska ihre Nächte verbringen.

Die Reise war sehr anstrengend, weil ich zwischen zeitliche Verspätungen hatte und einen Anschlusszug nach dem nächsten verpasste. Noch stressiger wurde es dann aber im Zug von Budapest nach Oradea. In der Slowakei habe ich keine Sitzplatzkarten für ungarische Züge bekommen. So musste ich dem Schaffner im Zug leider enttäuschen.Dieser sagte mir dann aber sehr ernst, dass ich bezahlen muss. Das Problem war, dass ich keine 500Forint (2,50€) dabei hatte. Mir wurde angeboten im Zug Geld zu wechseln, aber dass konnte ich auch nicht annehmen, weil ich nur 20€ Scheine bei mir hatte und kein kleineres Geld.
Ich hatte also ein echtes Problem, da der Schaffner auch nicht auf sein Geld verzichten wollte. Allerdings passierte dann etwas wundervolles. Wenn es Engel auf der Erde gibt, dann habe ich einen getroffen, denn auf einmal kam eine Frau und gab dem Schaffner einen 500Forint Schein in die Hand. Darauf sagt sie. „ It is ok.. it is not so much Money “ (Es ist ok.. das ist nicht so viel Geld). Ich konnte erst mal gar nicht richtig verstehen, doch als der Schaffner endlich abzog verstand ich, dass die Frau gerade für mich bezahlt hat.
Bis auf ein leises Dankeschön konnte ich im ersten Moment gar nichts sagen, aber nach zwanzig Minuten war ich wieder in der Lage klar zu denken und ich machte mich auf, mich bei der Frau zu bedanken.
Ihr Name war Ilona sie ist Studentin in Budapest und war schon oft in Deutschland. Wir sind ins Gespräch gekommen und haben uns nett unterhalten.Für Begegnungen solcher Art bin ich immer wieder Dankbar und hilft mir den Glauben an die Menschheit nicht zu verlieren.

Naja jedenfalls kam ich dann nach insgesamt ACHTZEHN Stunden Fahrt in Oradea an, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde. Sofort ging es in die Stammbar von Nikola und Steffi wo ich auf jede Menge andere Freiwillige aus ganz Europa trafen. Ein wunderbarer und lustiger Abend, den ich nach der langen Reise sehr genossen habe.

Am nächsten Tag durfte ich dann ein bisschen den Alltag von Steffi erleben. Es war wirklich spannend. Die beiden arbeiten auch in einer Schule für Roma- Kinder und so war ich gespannt darauf zu sehen, wie ihre Arbeit aussieht.
Beide Arbeiten mit Kindern zusammen die, die erste, zweite, dritte oder vierte Klasse besuchen. Da die Einsatzstelle allerdings nicht wirklich interessiert an den Freiwilligen ist haben sie da einige Probleme.
Trotzdem habe ich etwas sehr wichtiges aus diesem Besuch in der rumänischen Schule mitgenommen. Ich habe mir vorgenommen mehr und öfter mit kleineren Kindern in meiner Schule zusammen zu arbeiten, denn die Kinder waren einfach wunderbar. Man wurde sofort aufgenommen und nach wenigen Minuten hatte ich ein Kind im Arm, welches Aufmerksamkeit wollte.Man hatte das Gefühl, dass die Kinder sich unheimlich über die reine Anwesenheit freuen und man damit schon so viel bewirken kann.




In der restlichen Zeit erkundeten wir Oradea und hatten viel Spaß.
Es folgen jetzt Bilder von der Stadttour.

Steffi, ich und Nikola





Am Sonntag musste ich dann aber auch schon wieder nach Hause.
Da mein Zug nachts um 4Uhr gen Heimat fuhr, beschlossen wir die Nacht zum Tag zu machen.
So hatte ich auch noch einen feucht- fröhlichen Abschied.
Die Zugfahrt war wie immer anstrengend, da auch diesmal die Züge Verspätung hatten.
Um so glücklicher war ich, als ich endlich wieder zu Hause in Letanovce ankam.

Mein Fazit ist vielseitig.
Ich hab zum einen festgestellt, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die mir unheimlich vertaut sind, obwohl man sich noch nicht mal zwei Wochen kennt. Zum anderen war ich sehr glücklich darüber, dass es doch noch andere Menschen gibt die anderen Menschen helfen ohne an ihren eigenen Vorteil zu denken. Außerdem stellte ich fest, in welchem Luxus wir in der Slowakei leben. Wir haben hier eine Waschmaschine im Haus, wir haben einen makellosen Internetanschluss, wir haben eine saubere bewohnbare Wohnung und wir haben sogar zwei Fernseher. Alles Sachen, was die Mädchen in Rumänien nicht haben. Sie sind auf das Internetcafe angewiesen, fanden eine verdreckte Wohnung vor, die sie erst mal zwei Wochen reinigen mussten. Sie mussten ihre Wäsche per Hand waschen, weil die Waschmaschine kaputt war und ihr einziger Kontakt zur Außenwelt war das Telefon.Ich glaube die Beiden werden um einiges reifer als manch andere Freiwilliger aus ihrem Jahr zurück kehren.


Mir ist auch aufgefallen, dass Rumänien etwas ganz anderes als die Slowakei ist. Ich frage mich schon manchmal in der Slowakei, wie es dieses Land in die EU geschafft hat. In Rumänien ist mir das ganze ein Rätsel.

Es werden Lehrerinnen aus staatlichen Schulen entlassen, weil der Staat kein Geld mehr hat um diese Lehrerinnen zu bezahlen. Das heißt aus zwei schon völlig überfüllten Klassen wird eine gemacht.
Die Korruption ist in Rumänien unglaublich hoch. Es wird alles komplett über Kontakte oder das nötige Kleingeld geregelt. Entweder man hat etwas und kann das in Massen vermehren oder man hat nichts und muss um das überleben kämpfen.
Der rücksichtslose Kapitalismus hat eben auch seine Schattenseiten.
Alles in allem war die Reise eine wunderbare Erfahrung. Ich war zum ersten Mal ganz allein unterwegs und dann auch noch im Ausland. Ich habe Menschen getroffen, die im Herzen gut sind und ich habe Kinder gesehen, die dir ein lächeln schenken obwohl sie vor Hunger weinen könnten.


Ich grüß euch und schicke euch liebe Grüße euer Mirco

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