Montag, 19. Oktober 2009

Versprochen ist versprochen

So ihr Lieben.. Jetzt ist es schon Montag und ich habe euch noch gar nicht von der letzten Woche erzählt.
Es wird Zeit das jetzt zu machen.

Im allgemeinen war die Woche nicht wirklich spannend. Trotzdem gab es einige Situationen, die mich bewegt haben.

Wie ihr wisst, fahre ich immer mit dem Zug nach Letanovce. Seid einigen Tage freue ich mich richtig endlich in Letanovce anzukommen. Der Grund dafür sind Janetta und David.
Die beiden wohnen in der Romasiedlung und müssen jeden Morgen ungefähr zwei Kilometer zur Schule laufen.

Seid einigen Tagen warten die beiden allerdings immer auf uns und erwarten uns wie ein kleines Empfangskomitee am Bahnhof in Letanove. Wir laufen dann immer zusammen mit den Beiden zu Schule und reden ein bisschen.
Meistens läuft es auf die Fragen „ Habt ihr gut geschlafen? Freut ihr euch auf die Schule? Wie geht es euch? Und ist euch kalt?“ heraus, da mein Slowakisch noch ziemlich dürftig ist.
Trotzdem macht es Spaß zu sehen, wie die beiden sich freuen mit uns zu gehen.
Man merkt irgendwie, dass sie unsere Aufmerksamkeit genießen. Kein Wunder! Beide haben sieben Geschwister und ich bezweifle ziemlich, dass sich die Eltern ausreichend um die beiden kümmern.
Sie sind auch immer sehr glücklich, wenn sie feststellen, dass wir uns am nächsten Tag immer noch an ihre Namen erinnern.

Allerdings habe ich am Freitag einen kleinen Fehler gemacht.
Ich haben ihnen in meiner Gutmütigkeit gesagt, dass ich ihnen Montag (also heute) etwas Süßes mitbringe. Na ja das habe ich heute leider vergessen. Allerdings haben es die Kinder nicht vergessen und mit meinem Versuch sie mit Kaugummis zufrieden zu stellen ist richtig in die Hose gegangen. Ich muss beim nächsten mal unbedingt in Poprad eine Tüte Gummibärchen oder so was kaufen. Ich mein versprochen ist schließlich versprochen.

Ja weiter im Text. Was hat mich noch bewegt in der letzten Woche? Ich glaube, ich realisiere langsam, dass das Problem was die Roma und die Slowaken haben viel zu groß ist um es in den nächsten zwanzig Jahren zu lösen.

Die Kinder gehen zwar in die Schule aber niemand in der Familie hat Interesse daran, dass die Kinder auch was lernen. Teilweise kommen sie ohne Schulzeug in die Schule und sitzen nur ihre Zeit ab.
Das führt natürlich dazu, dass die Kinder nichts lernen und genauso wie sie in die Schule kommen, die Schule auch wieder verlassen. In die Schule zu gehen und sich zu bilden, ist bei den Roma in Letanovce nicht wirklich selbstverständlich.
Ich bin allerdings der Meinung, dass der erste Schritt zur Problemlösung die Bildung ist.
Die Kinder müssen lesen und schreiben lernen. Sie müssen lernen wie man rechnet und vor allem müssen sie ein gesundes Sozialverhalten erlernen.

Momentan nehmen die Romakinder nur Bruchteile davon mit. Aber besser als nichts. Meine Hoffnung ist es, dass die Generation, die jetzt in die Schule geht bei ihren Kindern etwas mehr Wert auf die Bildung legt. Und diese Generation noch mehr bei ihren Kinder. So könnte man das Problem vielleicht in 60.. 70 Jahren lösen. Aber dann ist es definitiv zu spät.

Ach ja das ist alles so kompliziert, ich versteh es selbst nicht. Auf jeden Fall bin ich schon mehrmals zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mit meinem Freiwilligendienst nichts verändern werde.
Ich kann nur ein gutes Vorbild sein und hoffen, dass sich die Kinder an mir ein Beispiel nehmen.

Ja genug mit dem anstrengenden Themen. Mir ist nämlich gerade noch etwas eingefallen. Ich war am Dienstag mit der Pia in Poprad shoppen. Es tat so gut und war Balsam für die Seele. Zum einen, weil wir ohne Sergej unterwegs waren und das echt entspannend war. Und zum anderen, weil shoppen eh immer glücklich macht.
Man konnte mal die ganzen Probleme und Bilder die man jeden Tag von Armut und solchen Sachen sieht ausblenden und kurz vergessen.

Eigentlich ist auch das Shoppen ein unheimlicher Luxus, denn ich vorher gar nicht so zu schätzen wusste. Wir können einfach so in einen Laden gehen und uns das kaufen was wir wollen. Warme Sachen wenn es kalt ist und kurze Hosen für den Sommer. Wir sind so vermögend, dass wir nicht in Secondhand Shops gehen müssen und die Sachen tragen müssen, die schon Menschen vor uns an hatten.

Genau aus dem Grund bereue ich es kein Bisschen in die Slowakei gegangen zu sein. Ich lerne hier Sachen zu schätzen, die vorher für mich selbstverständlich waren. Aber es ist definitiv nicht alles selbstverständlich. Nicht einmal mein Jahr in der Slowakei ist selbstverständlich, denn ein Großteil der Menschen auf der Welt könnten sich so ein Jahr nicht mal im Ansatz leisten.

Es ist eine wunderbare Chance für mich die Welt mit anderen Augen zu sehen und ein bisschen habe ich damit schon angefangen.

In diesem Sinne werde ich mich jetzt von euch verabschieden und euch eine wundervolle Woche wünschen. Ich vermisse euch und drück euch fest.

Grüße nach Deutschland aus der schönen Slowakei.
Euer Mirco

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